Dieser umfassende Ratgeber begleitet dich durch alle Phasen des Pferdekaufs: von den wichtigsten Charaktereigenschaften über geeignete Rassen, realistische Kosten, den Kaufprozess bis hin zu rechtlichen Absicherungen und Versicherungen. Du erfährst, worauf es wirklich ankommt – und vermeidest die typischen Fehler, die Anfänger teuer zu stehen kommen.
Was macht ein gutes Anfängerpferd aus?
Ein Anfängerpferd ist weit mehr als nur ein “braves” Pferd. Es muss dir als Reiter Sicherheit geben, dir verzeihen können, wenn du Fehler machst, und dich gleichzeitig in deiner reiterlichen Entwicklung fördern. Doch welche konkreten Eigenschaften zeichnen ein ideales Anfängerpferd aus?
Die 4 kritischen Charaktereigenschaften
1. Gelassenheit und Nervenstärke
Ein Anfängerpferd muss in ungewohnten Situationen ruhig bleiben. Flatternde Plastiktüten, vorbeifahrende Traktoren oder unerwartete Geräusche sollten es nicht aus der Ruhe bringen. Diese Gelassenheit ist nicht verhandelbar – sie schützt dich vor gefährlichen Situationen und gibt dir die Sicherheit, dich auf deine reiterliche Entwicklung zu konzentrieren.
2. Verzeihendes Wesen
Als Anfänger wirst du Fehler machen – falsche Hilfen geben, zu hart mit den Zügeln sein oder unsauber sitzen. Ein gutes Anfängerpferd reagiert darauf nicht mit Bocken, Steigen oder Durchgehen, sondern mit Geduld. Es “überhört” kleine Fehler und wartet auf die richtige Korrektur.
3. Klare Kommunikation
Ein Anfängerpferd zeigt deutlich, was es mag und was nicht – ohne dabei aggressiv zu werden. Es kommuniziert seine Grenzen klar durch Körpersprache (Ohren, Schweif, Muskelanspannung), sodass du lernst, die Signale zu lesen und darauf zu reagieren.
4. Grundausbildung und Erfahrung
Das Pferd sollte die drei Grundgangarten (Schritt, Trab, Galopp) sicher beherrschen, auf Hilfengebung reagieren und idealerweise Erfahrung im Gelände haben. Es sollte problemlos verladen werden können, beim Schmied und Tierarzt kooperativ sein und sowohl in der Halle als auch im Gelände zuverlässig sein.
Das ideale Alter für ein Anfängerpferd
Das Alter eines Pferdes spielt eine entscheidende Rolle für seine Eignung als Anfängerpferd. Hier ist die klare Empfehlung basierend auf Expertenmeinungen und praktischer Erfahrung:
Optimales Alter: 8-15 Jahre
Pferde in diesem Alter bieten die ideale Kombination aus Erfahrung, Gelassenheit und noch ausreichender Leistungsfähigkeit. Sie haben genug gelernt, um Anfängerfehler zu verzeihen, sind aber noch nicht so alt, dass gesundheitliche Probleme wahrscheinlich sind.
Körperlich voll entwickelt: Keine Wachstumsprobleme mehr
Erfahren: Hat verschiedene Situationen kennengelernt
Charakterlich gefestigt: Temperament ist etabliert
Noch 10-15 Jahre nutzbar: Langfristige Partnerschaft möglich
Warum jüngere Pferde problematisch sind
Pferde unter 7 Jahren sind für Anfänger ungeeignet, selbst wenn sie bereits eingeritten sind:
- •Noch in der Entwicklung: Körper und Charakter sind nicht vollständig ausgereift
- •Wenig Erfahrung: Haben noch nicht genug verschiedene Situationen erlebt
- •Unberechenbar: Können in neuen Situationen unerwartet reagieren
- •Brauchen konsequente Ausbildung: Anfänger können diese oft nicht bieten
Ältere Pferde: Ab 15+ Jahre
Pferde über 15 Jahre können für Anfänger geeignet sein, wenn sie gesund sind und regelmäßig tierärztlich untersucht werden. Wichtig:
- •Besonders gründliche Ankaufsuntersuchung durchführen lassen
- •Gesundheitszustand realistisch einschätzen (Arthrose, Zahnprobleme, etc.)
- •Höhere Tierarztkosten einkalkulieren
- •Kürzere gemeinsame Zeit realistisch sehen
Anfängerpferd-Rassen: Die Top 7
Bestimmte Pferderassen haben sich als besonders anfängerfreundlich erwiesen. Hier sind die Top-Empfehlungen mit ihren spezifischen Stärken:
1. Haflinger – Der Klassiker für Anfänger
Stärken:
- • Extrem gutmütig und geduldig
- • Robust und gesundheitlich stabil
- • Für schwerere Reiter geeignet (bis 100 kg)
- • Sehr nervenstark und unaufgeregt
- • Wendig im Gelände
Wichtig zu wissen:
- • Stockmaß: 138-148 cm
- • Preis: 5.000-12.000€
- • Tendenz zu Übergewicht – Fütterung beachten
- • Sehr triebig – weniger für sportliche Ambitionen
2. Isländer – Trittsicher und ausdauernd
Stärken:
- • Außergewöhnlich trittsicher
- • Sehr ausdauernd (ideal für Langstrecken)
- • Fünf Gangarten (inkl. Tölt und Pass)
- • Wetterhart und genügsam
- • Menschenbezogen
Wichtig zu wissen:
- • Stockmaß: 130-145 cm
- • Preis: 4.000-10.000€
- • Besondere Gangarten erfordern Schulung
- • Benötigen Artgenossen (Herdentiere)
3. Deutsches Reitpony – Vielseitig und lernwillig
Stärken:
- • Sehr intelligent und lernfreudig
- • Vielseitig einsetzbar (Dressur, Springen, Gelände)
- • Ideal für Kinder und leichtere Erwachsene
- • Gutmütig bei guter Erziehung
Wichtig zu wissen:
- • Stockmaß: 138-148 cm
- • Preis: 6.000-15.000€
- • Maximales Reitergewicht: ca. 70 kg
- • Brauchen geistige Beschäftigung
4. Quarter Horse – Der sanfte Riese aus Amerika
Stärken:
- • Extrem ruhig und nervenstark
- • Sehr menschenbezogen
- • Schnelle Auffassungsgabe
- • Für schwerere Reiter geeignet
- • Ideal für Westernreiten
Wichtig zu wissen:
- • Stockmaß: 145-160 cm
- • Preis: 5.000-15.000€
- • Tendenz zu Übergewicht
- • Nicht für klassische Dressur geeignet
5. Norwegisches Fjordpferd – Robust und kraftvoll
Stärken:
- • Sehr kräftig trotz kleiner Größe
- • Extrem robust und gesund
- • Gutmütig und geduldig
- • Für schwerere Reiter geeignet
Wichtig zu wissen:
- • Stockmaß: 135-150 cm
- • Preis: 5.000-12.000€
- • Charakteristische Stehmähne
- • Wetterhart und genügsam
6. Connemara Pony – Sportlich und zuverlässig
Stärken:
- • Sehr vielseitig (Dressur, Springen, Gelände)
- • Gutmütig und lernwillig
- • Trittsicher und ausdauernd
- • Robust und gesund
Wichtig zu wissen:
- • Stockmaß: 128-148 cm
- • Preis: 5.000-15.000€
- • Für leichtere Erwachsene (bis 75 kg)
- • Sportliche Veranlagung
7. Ausgediente Schulpferde – Der Geheimtipp
Stärken:
- • An Anfänger gewöhnt
- • Sehr gelassen und geduldig
- • Verzeihen Fehler
- • Oft günstig zu erwerben
- • Verschiedene Rassen verfügbar
Wichtig zu wissen:
- • Preis: 2.000-8.000€
- • Meist älter (12-20 Jahre)
- • Gesundheitscheck besonders wichtig
- • Oft mit "Schulpferd-Gewohnheiten"
Wichtiger Hinweis zur Rassenauswahl
Die Rasse ist nur ein Anhaltspunkt. Das individuelle Temperament des Pferdes ist entscheidender als die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse. Ein gut erzogenes, erfahrenes Warmblut kann besser für Anfänger geeignet sein als ein junger, unausgeglichener Haflinger. Teste jedes Pferd persönlich und nimm eine erfahrene Person zur Beurteilung mit!
Kosten: Kaufpreis und Unterhalt
Viele Anfänger unterschätzen die Gesamtkosten eines Pferdes. Es geht nicht nur um den Kaufpreis – die laufenden Kosten sind die eigentliche finanzielle Herausforderung.
Kaufpreis: Was kostet ein Anfängerpferd?
Die Anschaffungskosten für ein geeignetes Anfängerpferd liegen zwischen 2.000€ und 15.000€, abhängig von Alter, Rasse, Ausbildungsstand und Gesundheitszustand.
| Preiskategorie | Preisspanne | Typisches Profil |
|---|---|---|
| Budget-Variante | 2.000-5.000€ | Ältere Pferde (15+ Jahre), Schulpferde, Basisausbildung |
| Mittleres Segment | 5.000-10.000€ | 8-15 Jahre, solide Freizeitausbildung, gesund |
| Premium | 10.000-15.000€+ | Jünger, sehr gut ausgebildet, ggf. Turniererfahrung |
Was beeinflusst den Kaufpreis?
- •Alter: Pferde zwischen 8-12 Jahren sind meist am teuersten
- •Ausbildung: Vielseitig ausgebildete Pferde kosten mehr
- •Gesundheit: Gesunde Pferde ohne Vorerkrankungen sind teurer
- •Papiere: Pferde mit Abstammungsnachweis ca. 20-30% teurer
- •Verkäufer: Händler verlangen 20-30% mehr als Privatverkäufer
Einmalige Kaufnebenkosten
| Position | Kosten | Hinweise |
|---|---|---|
| Ankaufsuntersuchung (AKU) | 300-800€ | Klein-AKU 300-400€, Groß-AKU mit Röntgen 600-800€ |
| Transport | 150-500€ | Abhängig von Entfernung |
| Erstausstattung | 500-1.500€ | Sattel, Trense, Putzzeug, Decken, etc. |
| Versicherungen (Setup) | 50-150€ | Einmalige Gebühren |
| GESAMT | 1.000-2.950€ | Zusätzlich zum Kaufpreis |
Laufende monatliche Kosten
| Position | Monatlich | Jährlich |
|---|---|---|
| Stallmiete | 200-500€ | 2.400-6.000€ |
| Hufschmied | 40-80€ | 480-960€ |
| Tierarzt (Routine) | 30-60€ | 360-720€ |
| Versicherungen | 70-140€ | 840-1.680€ |
| Zusatzfutter & Mineralien | 30-80€ | 360-960€ |
| Sonstiges (Equipment, etc.) | 30-60€ | 360-720€ |
| GESAMT | 400-920€ | 4.800-11.040€ |
Realistische Budgetplanung
Faustregel: Plane mindestens 500€ pro Monat für die laufenden Kosten ein. Zusätzlich solltest du eine Notreserve von 2.000-3.000€ für unvorhergesehene Tierarztkosten (z.B. Kolik-OP) haben.
Gesamtkosten im ersten Jahr: Kaufpreis (z.B. 7.000€) + Kaufnebenkosten (1.500€) + laufende Kosten (6.000€) = ca. 14.500€
Wo findet man ein Anfängerpferd?
Es gibt verschiedene Wege, ein geeignetes Anfängerpferd zu finden. Jeder hat seine Vor- und Nachteile:
EmpfohlenOnline-Pferdemarktplätze
Plattformen:
- • ehorses.de: Größter Pferdemarkt mit über 20.000 Angeboten
- • pferde.de: Spezialisiert auf Freizeitpferde
- • kleinanzeigen.de: Günstige Privatangebote
Vorteile:
- • Große Auswahl
- • Filter nach Kriterien möglich
- • Detaillierte Beschreibungen
- • Bewertungen von Verkäufern
Nachteile:
- • Qualität variiert stark
- • Viele unseriöse Angebote
- • Keine Gewährleistung bei Privat
Tipp: Achte auf ausführliche Beschreibungen, mehrere Fotos und Videos, sowie transparente Kommunikation. Meide Angebote ohne Probezeit oder ohne Möglichkeit zur AKU.
Pferdehändler
Vorteile:
- • 12-24 Monate Gewährleistung
- • Rückgaberecht oft möglich
- • Meist mehrere Pferde zur Auswahl
- • Beratung inklusive
Nachteile:
- • 20-30% teurer als Privat
- • Nicht alle Händler sind seriös
- • Verkaufsdruck
Für Anfänger empfohlen: Die Mehrkosten lohnen sich wegen der rechtlichen Absicherung und Gewährleistung. Suche nach Händlern mit guten Bewertungen.
GeheimtippReitschulen & Reitvereine
Viele Reitschulen geben ältere Schulpferde ab, wenn diese für den Schulbetrieb zu alt werden. Diese Pferde sind ideal für Anfänger:
- An Anfänger gewöhnt und sehr geduldig
- Du kennst das Pferd oft schon vom Reitunterricht
- Meist günstiger Preis (2.000-6.000€)
- Gesundheitszustand ist bekannt
Beachte: Schulpferde sind meist älter (12-20 Jahre) und haben oft Verschleißerscheinungen. Gründliche AKU ist Pflicht!
Privatverkäufer
Vorteile:
- • 20-30% günstiger als Händler
- • Kennen das Pferd meist gut
- • Ehrliche Auskunft (bei seriösen)
- • Oft emotionale Bindung
Nachteile:
- • Keine Gewährleistung
- • Kein Rückgaberecht
- • Keine rechtliche Absicherung
- • Risiko unseriöser Verkäufer
Wichtig: Bei Privatkäufen IMMER eine AKU durchführen und einen schriftlichen Kaufvertrag abschließen. Nimm eine erfahrene Person mit!
Ankaufsuntersuchung (AKU): Pflicht, nicht optional
Die Ankaufsuntersuchung durch einen Tierarzt ist keine optionale Zusatzleistung, sondern absolute Pflicht beim Pferdekauf. Sie schützt dich vor teuren Fehlkäufen und gibt dir Sicherheit über den Gesundheitszustand deines zukünftigen Partners.
Warum ist die AKU so wichtig?
Versteckte Gesundheitsprobleme können später zu Kosten von 5.000€ bis 15.000€ führen (z.B. chronische Lahmheiten, Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme). Die AKU-Kosten von 300-800€ sind dagegen vernachlässigbar.
Beispiel: Ein nicht erkannter Hufrollenbefund kann das Pferd nach wenigen Monaten unreitbar machen – Behandlungskosten: 3.000-8.000€.
Zwei Arten der AKU
Kleine AKU (Klinische Untersuchung)
Kosten: 300-400€ | Dauer: 1-1,5 Stunden
Umfang:
- • Allgemeinzustand (Körperkondition, Ernährung)
- • Herz-Kreislauf-System (Herzfrequenz, Atmung)
- • Bewegungsapparat (Gliedmaßen, Rücken, Hals)
- • Haut, Augen, Zähne, Hufe
- • Bewegung an der Hand und unter dem Sattel
- • Beugeproben der Gliedmaßen
Geeignet für: Pferde bis 5.000€, ältere Pferde (15+ Jahre), wenn Budget knapp ist
Große AKU (mit Röntgen)
Kosten: 600-800€ | Dauer: 2-3 Stunden
Zusätzlich zur kleinen AKU:
- • Röntgenbilder der Gliedmaßen (standardisiert)
- • Detaillierte Hufanalyse
- • Rückenuntersuchung
- • Optional: Blutuntersuchung
- • Optional: Endoskopie der Atemwege
Empfohlen für: Pferde über 5.000€, jüngere Pferde (unter 12 Jahre), bei geplanter sportlicher Nutzung
Ablauf der AKU
- 1Tierarzt beauftragen: Wähle DEINEN eigenen Tierarzt, nicht den des Verkäufers. Vereinbare Termin am Standort des Pferdes.
- 2Vorbesprechung: Teile dem Tierarzt deine geplante Nutzung mit (Freizeitreiten, gelegentliche Ausritte, etc.).
- 3Klinische Untersuchung: Der Tierarzt untersucht das Pferd im Stall und auf dem Platz (ca. 60 Min.).
- 4Röntgen (bei großer AKU): Standardisierte Aufnahmen der Gliedmaßen (ca. 45 Min.).
- 5Befundbesprechung: Der Tierarzt erklärt dir die Ergebnisse und gibt eine Kaufempfehlung.
- 6Schriftlicher Bericht: Du erhältst ein Protokoll mit allen Befunden (wichtig für Versicherung und spätere Reklamation).
Wichtig: Das bedeutet das AKU-Ergebnis
Die AKU ist KEIN Qualitätssiegel. Sie dokumentiert nur den aktuellen Gesundheitszustand zum Untersuchungszeitpunkt. Ein “positives” AKU-Ergebnis bedeutet nicht “perfektes Pferd”, sondern “für den angegebenen Verwendungszweck geeignet”.
Beispiel: Ein Pferd mit leichter Arthrose kann für Freizeitreiten geeignet sein (AKU positiv), aber nicht für Turnierreiten (AKU negativ). Der Verwendungszweck bestimmt die Bewertung!
Rechtliche Absicherung beim Pferdekauf
Ein Pferdekauf ist ein Kaufvertrag nach BGB und unterliegt denselben Regeln wie andere Kaufverträge. Doch es gibt wichtige Besonderheiten, die du kennen solltest.
Der Pferdekaufvertrag: 7 essenzielle Bestandteile
1. Identifikation des Pferdes
- • Name, Alter, Rasse, Farbe, Geschlecht
- • Besondere Merkmale (Abzeichen, Brandzeichen)
- • Pferdepass-Nummer (UELN)
- • Chip-Nummer falls vorhanden
2. Käufer und Verkäufer
- • Vollständige Namen und Adressen
- • Geburtsdaten
- • Bei Minderjährigen: Zustimmung der Eltern
3. Kaufpreis und Zahlungsmodalitäten
- • Gesamtkaufpreis (inkl. oder zzgl. MwSt.)
- • Zahlungsweise (Barzahlung, Überweisung)
- • Fälligkeit der Zahlung
- • Eventuelle Anzahlung
- • Was passiert bei Zahlungsverzug?
4. Zustandsbeschreibung
- • Gesundheitszustand (AKU-Ergebnis beilegen!)
- • Ausbildungsstand und Fähigkeiten
- • Temperament und Verhalten
- • Bekannte Vorerkrankungen oder Mängel
- • Turniererfolge (falls relevant)
5. Gewährleistung (WICHTIG!)
Gesetzliche Regelung:
- • Privatverkauf: Gewährleistung kann komplett ausgeschlossen werden
- • Händler: Gewährleistung mindestens 12 Monate (kann nicht ausgeschlossen werden)
Tipp für Anfänger: Kaufe lieber bei einem Händler mit Gewährleistung, auch wenn es 20-30% teurer ist. Bei Privatkäufen bist du rechtlich weitgehend schutzlos!
6. Übergabe und Eigentumsübergang
- • Datum der Übergabe
- • Ort der Übergabe
- • Wann geht das Eigentum über? (meist mit Zahlung)
- • Wann geht die Gefahr über? (Wer haftet bei Unfall/Tod?)
- • Was wird mitübergeben? (Pferdepass, Impfausweis, Halfter, etc.)
7. Probezeit (optional, aber empfohlen)
- • Dauer der Probezeit (typisch: 1-4 Wochen)
- • Bedingungen für Rücktritt
- • Kostenregelung bei Rücktritt (z.B. Stallkosten)
- • Versicherungsschutz während Probezeit
Probezeit: Dein Sicherheitsnetz
Eine schriftlich vereinbarte Probezeit von 2-4 Wochen gibt dir die Möglichkeit, das Pferd in verschiedenen Situationen kennenzulernen. Dies ist besonders für Anfänger wertvoll.
Was solltest du während der Probezeit testen?
- Verschiedene Gangar ten: Schritt, Trab, Galopp in Halle und Gelände
- Bodenarbeit: Putzen, Führen, Anbinden, Hufe geben
- Verladen: Wie reagiert das Pferd beim Transport?
- Verschiedene Reiter: Lass auch andere (erfahrene) Personen reiten
- Tierarzt/Hufschmied: Wie verhält sich das Pferd?
- Herde: Wie integriert sich das Pferd in die neue Umgebung?
Kostenlose Kaufvertrag-Vorlage
Verwende eine professionelle Vertragvorlage, um nichts zu vergessen:
Zum Pferdekaufvertrag-Ratgeber mit kostenloser Vorlage →Versicherungen für Anfängerpferde
Versicherungen sind ein wichtiger Teil des Pferdebesitzes. Einige sind unverzichtbar, andere optional – abhängig von deinem Budget und Sicherheitsbedürfnis.
1. Pferdehaftpflichtversicherung – UNVERZICHTBAR
Die Haftpflichtversicherung ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, aber absolut unverzichtbar. Sie schützt dich vor existenzbedrohenden Schadensersatzforderungen.
Was ist versichert?
- • Personenschäden (z.B. Tritt verletzt jemanden schwer)
- • Sachschäden (z.B. Pferd beschädigt Auto)
- • Vermögensschäden (z.B. durch Verkehrsunfall)
Kosten:
30-60€ pro Monat (abhängig von Deckungssumme)
Deckungssumme:
Mindestens 5 Mio. € (besser: 10 Mio. €)
Wichtig: Schließe die Versicherung VOR der Pferdeübergabe ab! Viele Versicherer bieten auch Probezeit-Versicherungen an.
2. Pferde-OP-Versicherung – STARK EMPFOHLEN
Eine OP-Versicherung übernimmt die Kosten für chirurgische Eingriffe. Gerade bei Pferden können OPs extrem teuer werden.
Typische OP-Kosten ohne Versicherung:
- • Kolik-OP: 3.000-8.000€
- • Frakturbehandlung: 5.000-15.000€
- • Chip-OP am Gelenk: 2.000-4.000€
- • Augen-OP: 1.500-3.000€
Kosten:
40-80€ pro Monat (abhängig von Alter und Vorerkrankungen)
Wichtig:
Gesundheitsprüfung vor Vertragsabschluss erforderlich
Tipp: Für Anfängerpferde lohnt sich die OP-Versicherung besonders, da du noch keine Rücklagen hast. Ab einem Alter von 15+ Jahren wird die Versicherung deutlich teurer oder nicht mehr angeboten.
3. Pferdekrankenversicherung – OPTIONAL
Die Vollkrankenversicherung deckt auch ambulante Behandlungen, Medikamente und Vorsorge ab. Sie ist jedoch sehr teuer.
Kosten:
80-150€ pro Monat
Deckung:
Tierarztkosten, Medikamente, Vorsorge
Alternative: Viele Pferdebesitzer sparen das Geld der Krankenversicherung (ca. 100€/Monat = 1.200€/Jahr) lieber in einen Notfallfonds an. Nach 3-4 Jahren hast du 3.600-4.800€ Rücklagen für Tierarztkosten.
4. Weitere Versicherungen (weniger wichtig)
- Pferdeunfallversicherung:Zahlt bei Invalidität oder Tod des Pferdes eine Summe aus. Sinnvoll nur bei sehr teuren Pferden (15.000€+).
- Pferdelebensversicherung:Zahlt bei Tod des Pferdes den Zeitwert. Meist zu teuer für Freizeitpferde.
- Reiterunfallversicherung:Für den Reiter selbst. Sinnvoll, wenn keine private Unfallversicherung vorhanden.
Empfehlung für Anfänger
Absolutes Minimum:
- Pferdehaftpflicht (30-60€/Monat) – PFLICHT
- Pferde-OP-Versicherung (40-80€/Monat) – DRINGEND EMPFOHLEN
Gesamtkosten: 70-140€ pro Monat für guten Versicherungsschutz
Häufig gestellte Fragen
Die wichtigsten Antworten zum Kauf eines Anfängerpferdes – damit du bestens vorbereitet bist.
Wie alt sollte ein Anfängerpferd sein?
Ein ideales Anfängerpferd sollte mindestens 7 Jahre alt sein, optimal sind 8-15 Jahre. In diesem Alter haben Pferde genügend Erfahrung gesammelt, sind charakterlich gefestigt und können einem Anfänger Sicherheit geben. Jüngere Pferde unter 7 Jahren sind oft noch zu unerfahren und unausgeglichen. Ältere Pferde (15+ Jahre) können ebenfalls geeignet sein, sofern sie gesund sind – hier sollte die Ankaufsuntersuchung besonders gründlich sein.
Was kostet ein Anfängerpferd?
Die Anschaffungskosten für ein geeignetes Anfängerpferd liegen zwischen 2.000€ und 15.000€. Ein solides Freizeitpferd mit guter Ausbildung kostet durchschnittlich 5.000-8.000€. Dazu kommen einmalige Kaufnebenkosten (Ankaufsuntersuchung, Transport, Erstausstattung) von ca. 1.000-2.000€ sowie laufende Kosten von 350-800€ pro Monat für Stall, Hufschmied, Tierarzt und Versicherungen.
Welche Pferderassen eignen sich für Anfänger?
Besonders geeignete Rassen für Anfänger sind Haflinger, Isländer, Deutsche Reitponys, Quarter Horses und Norwegische Fjordpferde. Diese Rassen zeichnen sich durch Gelassenheit, Menschenbezogenheit und Gutmütigkeit aus. Auch ausgediente Schulpferde verschiedener Rassen sind ideal, da sie an Anfänger gewöhnt sind. Weniger geeignet sind Vollblüter oder junge Warmblutsportpferde, da diese meist zu temperamentvoll oder unerfahren für Anfänger sind.
Ist eine Ankaufsuntersuchung bei einem Anfängerpferd notwendig?
Ja, eine Ankaufsuntersuchung (AKU) ist auch bei Anfängerpferden unerlässlich. Nur so können versteckte gesundheitliche Probleme erkannt werden, die später zu hohen Kosten führen können. Bei Pferden bis 5.000€ reicht oft ein kleiner AKU (300-400€), bei teureren Pferden ist ein großer AKU mit Röntgenbildern (600-800€) empfehlenswert. Die Kosten der AKU sind gut investiertes Geld, das spätere teure Überraschungen verhindert.
Wo finde ich ein geeignetes Anfängerpferd?
Anfängerpferde finden Sie auf Online-Pferdemarktplätzen (ehorses.de, kleinanzeigen.de), bei seriösen Pferdehändlern und Züchtern, oder als Geheimtipp bei Reitschulen, die ältere Schulpferde abgeben. Auch Empfehlungen aus dem eigenen Reitverein sind wertvoll. Achten Sie bei Online-Anzeigen auf Seriosität (ausführliche Beschreibung, mehrere Fotos, transparente Kommunikation) und nehmen Sie immer eine erfahrene Person zur Besichtigung mit.
Kann man ein Anfängerpferd probereiten?
Ja, Probereiten sollte beim Pferdekauf immer möglich sein und ist für Anfänger besonders wichtig. Seriöse Verkäufer erlauben nicht nur ein kurzes Probereiten, sondern oft auch eine Probezeit von 1-4 Wochen, in der das Pferd im neuen Stall getestet werden kann. Lassen Sie sich das Pferd zunächst vom Verkäufer vorstellen und reiten Sie es dann selbst in verschiedenen Gangarten und Situationen. Eine Probezeit sollte schriftlich im Kaufvertrag vereinbart werden.
Welche Versicherungen brauche ich für ein Anfängerpferd?
Unverzichtbar ist die Pferdehaftpflichtversicherung (ca. 30-60€/Monat), die Schäden abdeckt, die Ihr Pferd Dritten zufügt. Stark empfohlen ist zudem eine Pferde-OP-Versicherung (40-80€/Monat), die teure Operationen wie Kolik-OPs absichert. Eine Vollkrankenversicherung ist meist zu teuer; hier sind Rücklagen die bessere Alternative. Klären Sie den Versicherungsschutz unbedingt vor Kaufabschluss und auch für eine eventuelle Probezeit.
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